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Das Jellinek-Schema


Hier kannst Du mal durchlesen, wie viel auf Dich zutrifft.
Soll als Denkanstoss gelten.
Eine grundlegende Untersuchung über die Krankheit Alkoholismus stammt von dem amerikanischen Professor Dr. E. M. Jellinek.
Im Auftrag der
WHO (World Health Organisation, Weltgesundheitsorganisation)
untersuchte er mehrere tausend  Fallgeschichten von Alkoholikern und faßte das Ergebnis in ein Schema von 4 Phasen und - innerhalb dieser - 45 Symptomen
zusammen. Auf der Grundlage dieser Untersuchung wurde Alkoholismus durch
die
WHO als Krankheit anerkannt.



Die von Jellinek beschriebenen Phasen

          - Vorphase

          - Anfangsphase
1.    Gedächtnislücken
2.    Heimliches Trinken
3.    Häufiges Denken an Alkohol
4.    Verstärktes Verlangen nach Wirkung (gieriges Trinken)
5.    Schuldgefühle wegen der Trinkart
6.    Vermeiden von Anspielungen auf Alkohol
7.    Gehäufte Gedächtnislücken
          - Kritische Phase
8.      Kontrollverlust
9.      Erklärungen, warum man so trinke  (Ausreden, Alibis)   
11.    Kompensation des Verlustes an Selbstachtung
12.    Auffällig aggressives Benehmen
13.    Dauerndes Schuldgefühl als Anlaß zum erneuten Trinken
14.    Zeiträume völliger Abstinenz
15.    Änderung des Trinksystems
16.    Fallenlassen von Freunden
17.    Konsequenzen am Arbeitsplatz
18.    Trinken ersetzt soziale Kontakte
19.    Trinken wird wichtiger als Interessen und Pflichten
20.    Trinken wird wichtiger, als die Menschen, die mir nahestehen
21.    Auffallendes Selbstmitleid
22.    Gedankliche oder tatsächliche Flucht
23.    Änderungen im Familienleben
24.    Grundloser Unwillen
25.    Sichern des Alkoholvorrates und verschärftes heimliches Trinken
26.    Vernachlässigung angemessener Ernährung
27.    Erste medizinische Behandlungen werden notwendig
28.    Veränderungen im Sexualverhalten

  1.   Alkoholische Eifersucht
  2.   Morgendliches Trinken


          - Chronische Phase
31.    Ununterbrochener Alkoholeinfluß über mehrere Tage
32.    Zusammenbruch individueller Wertvorstellungen
33.    Beeinträchtigung des Denkens
34.    Psychische Entzugserscheinungen
35.    Erhebliche körperliche Entzugserscheinungen
36.    Veränderungen bei der Wahl der Trinkgesellschaft
37.    Zuflucht zu alkoholhaltigen Ersatzstoffen
38.    Massives Entzugssyndrom
39.    Internistische und neurologische Folgeerkrankungen
40.          Trinken wird Besessenheit
41.          Entzugsbedingte Krampfanfälle
42.          Selbstmordgedanken bzw. -versuche
43.          Abfall der Alkoholtoleranz
44.          Das Erklärsystem versagt
45.          Alkoholdelirium


Die Übergänge zwischen den Phasen sind fließend und nicht jeder Betroffene muß alle Symptome entsprechend der vorgegebenen Reihenfolge erleben.
Die innerhalb der Phasen beschriebenen 45 Symptome stellen jedoch besonders typische Merkmale der fortschreitenden Suchterkrankung dar, die im Einzelfall
bedingt durch die jeweilige Lebenssituation und Persönlichkeit des Betroffenen unterschiedlich ausgestaltet sein können. Die Symptome treten häufig, aber durchaus nicht immer erstmalig in der Phase auf, in der sie beschrieben sind.
Ist ein Symptom einmal aufgetreten, wird es in der Regel beibehalten und prägt sich im weiteren Verlauf der Suchterkrankung weiter aus.
Einzelne Symptome können übersprungen werden,
auch nicht erwähnte Merkmale können evtl. hinzukommen.
Der entscheidende Vorteil dieses Symptomenkataloges liegt darin, daß er es
dem Suchtmittel-Abhängigen ermöglicht, seine Abhängigkeit und deren
Entwicklungsstand selbst zu erkennen.
Das Jellinek-Schema ist somit ein Instrumentarium zur Selbstdiagnose.



Die Vorphase (A.) 

Alkohol ist in unserem Kulturkreis fest verwurzelt und wird üblicherweise bei
geselligen Gelegenheiten getrunken. Die ersten Erfahrungen mit Alkohol werden
in der Regel bei geselligem Zusammensein mit anderen gemacht.
Die Wirkung von Alkohol wird mehr oder weniger bewußt als angenehm und
anregend oder auch als entspannend und beruhigend erlebt.

In der Vorphase nimmt die Suchterkrankung keimhaft ihren Anfang.
Dabei gewinnt das Suchtmittel für den späteren Abhängigen
zunehmend an Funktion, was ihm jedoch meist nicht bewußt ist.
Dieser Ausgangssituation erwächst eine Dynamik die hier einsetzende
Erhöhung der Verträglicheit (Toleranz) u. die gleichzeitig immer geringer
werdende Bereitschaft und Fähigkeit des Abhängigen,
seelische Belastungen ohne Suchtmittel zu ertragen

Dem Konsumenten fällt es unter Alkoholeinfluß in aller Regel leichter,
aus sich herauszugehen.

Die meisten Alkoholkonsumenten bleiben im weiteren Verlauf dabei, Alkohol mit seiner angenehmen Wirkung nur oder fast nur bei sich mehr oder weniger zufällig ergebenden geselligen Gelegenheiten zu trinken. Der spätere Alkoholiker dagegen geht allmählich dazu über, vermehrt solche Situationen aufzusuchen oder
herbeizuführen, in denen beiläufig getrunken wird.
Da er sich weiterhin im geselligen Rahmen bewegt, wird ihm sein vermehrtes
Trinken zunächst oft nicht bewußt. Nicht selten schreibt er dabei seine positive Stimmungsveränderung eher der Geselligkeit als dem Trinken zu, z.B. dem Fest, der Diskothek, dem Stammtisch. Auf diese Weise ergibt sich bei dem künftigen
Alkoholiker ein sich kontinuierlich steigernder Gewöhnungseffekt, d.h. körperlich verträgt er bald mehr Alkohol als früher, er braucht jetzt jedoch auch größere
Mengen Alkohol, um die gesuchte Wirkung zu erreichen.

In dem Maße, in dem dem zukünftigen Alkoholiker die für ihn positive Wirkung des Alkohols bewußt wird, neigt er dazu, jetzt Alkohol auch gezielt in für ihn
schwierigen oder unangenehmen Situationen einzusetzen oder ihn dazu zu
benutzen, gezielt bereits vorhandene positive Stimmungslagen zu verstärken.
Dadurch, daß die Wirkung des Alkohols sich hierbei als zuverlässiges Hilfsmittel erweist, beginnt der zukünftige Alkoholiker, diese Erfahrung auf immer mehr
Situationen zu übertragen. Im Laufe dieser Entwicklung verliert der Betroffene
so allmählich die Bereitschaft und das Zutrauen, andere Lösungswege zu suchen oder anzuwenden (beginnende psychische Abhängigkeit). Unabhängig davon,
ob dieses zielgerichtete Verhalten bewußt oder unbewußt erlebt wird, erscheint das Trinken in dieser Phase jedoch weder dem Betroffenen noch seinen
Angehörigen oder Freunden verdächtig
.